…
aus der TAZ
Aber war die Erkenntnis, das es sich über die Luft („Aerosole“) verbreitete, schon durchgesickert? Hatte Drosten sich dazu geäußert? War dessen Podcast bereits auf Sendung? Wann gab es die ersten FFP2-Masken zu kaufen? War das die Zeit, in der wir die Kinder mit einer befreundeten Familie nach eigenem Stundenplan unterrichteten, mit Vogelhäuschen zimmern und Bogenschießen? Oder kam das später? In meiner Erinnerung verschwimmen die Lockdowns, und ich befrage Freund:innen und Kolleg:innen, lese mein Tagebuch, einen alten Kalender, durchforste Emails und das Internet.
…
Kontrollierende Ordnungskräfte
Eine ähnliche Haltung herrschte auch in dem Haus, in dem meine Kinder normalerweise die Hälfte der Woche leben und im Lockdown fast die ganze Zeit, weil ihr Vater nicht arbeiten musste. Wenige Stunden vor Verhängung des Lockdowns feierten die Hausbewohner:innen ein Abschiedsfest. Immerhin im Garten. H. schnäuzte sich über das Buffet gebeugt kräftig die Nase, meine Kinder standen daneben, zwischen 30 Kindern und Erwachsenen. Aus heutiger Sicht eine harmlose Szene, aber zu dem Zeitpunkt ging es darum, Zustände wie in den Kliniken in Bergamo zu verhindern. „Flatten the curve.“
Ich war nicht die einzige, die fassungslos auf das Geschehen guckte. Ein Nachbar-Paar stand am Zaun, unschlüssig, ob es die Polizei rufen soll. Aber noch waren private Feiern nicht verboten, nur fast alles andere wie Kultureinrichtungen, Discos und Sportstätten. Auch Spielplätze waren tabu.
Quelle: https://taz.de/Rueckblick-auf-den-ersten-Lockdown/!5920130/